














Schlitten auf Baustellen
Material: Stahlrohr, Biegeholz, Lack, Hüpfball
Seit dem Jahr 2018 führt mich ein künstlerisches Projekt auf verschiedene Baustellen in Frankfurt am Main. In der Werkreihe Schlitten auf Baustellen werden Räume betrachtet, in denen sich Umbrüche vollziehen, Areale, deren ursprünglicher Charakter durch Umwidmungen entweder völlig verloren geht oder durch „Yuppisierung“ gänzlich neue Züge annimmt.
Diese architektonischen Brachen faszinieren, weil sich dort Vergänglichkeit und Neubeginn begegnen. Baustellen sind sinnlich erfahrbare Metaphern für Geschichte im Zeitraffer. Im Übergang von Destruktion zu Konstruktion entsteht temporärer Leerraum, ein Nicht-Ort, den ich mit meinen Objekten auszufüllen versuche. Es gilt der Historie der abgerissenen Gebäude nachzuspüren, Erwartungen an die städtebauliche Alternative zu formulieren und die Hoffnungen einzufangen, die mit jedem Anfang verbunden sind.
Dabei geht es spielerisch zu, denn die besten Spielplätze sind seit jeher die Baustellen. „Auf Baustellen habe ich immer am liebsten gespielt...“, so die Generationen übergreifende Antwort auf die Frage nach Spielgewohnheiten. Freilich reizen das Verbot und die Gefahr, aber das halb Zerstörte oder noch unfertige Neue stehen für Freiheit und Abenteuer. Spielende Kinder finden in Trümmer-Landschaften Steilvorlagen für ihre Phantasie.
Die Objekte, mit denen der „Projektionsraum - Baustelle“ angereichert wird, sind Schlitten mit Kufen, die von Hüpfbällen gesteuert werden. Diese befeuern die Abenteuerlust. Sie kommen
in unterschiedlichen Formen, Farben und Konfigurationen daher: Minischlitten, Doppelschlitten, Paarschlitten und Lenkschlitten. Je nach dem Ort, an dem sie auftauchen, suggerieren sie soziale Hierarchien, Aufbruch, Widerspenstigkeit und kindliche Allmachtsphantasien, und sie erinnern Erwachsene, die sich nicht mehr auf Baustellen wagen, an ihre einstige Abenteuerlust.
Die Baustelle ist ein Spielfeld, auf dem die Schlitten als Versatzstücke einer imaginären, individualisierten Projektion der nahenden Zukunft ein exploratives Eigenleben entwickeln. Die Schlitten wirken wie Seismographen des Abbruchs und bewegen sich in den durch Auslöschung geöffneten Räumen. Sie erkunden die Aufenthaltsqualität bizarrer Landschaften in lustvollem Aktionismus und erforschen das Terrain in vergänglichen, performativen Aktionen